Intentionsdialog


Intentonsdialog

 

Mit dem Intentionsdialog kann gezeigt werden, wie mit Sprache meditative Prozesse erlebbar gemacht werden können. Für Unerfahrene bietet der Intentionsdialog die Möglichkeit, die Welt des Unbewussten bzw. das eigene Unbekannte systematisch mit einem „Sprach-System“ (das der Intentionsdialog ist) zu erkunden. Die Meditierenden können dabei auch sehr gut von einem Lehrer bzw. einer Lehrerin begleitet werden. Das „Selbst“, Emotionen, Gedanken, Bilder, Gefühle, Körperempfindungen können

  • erkannt, benannt, angenommen
  • und dadurch nachhaltig in das Leben integriert werden.

Das gibt vor allem Sicherheit in der Auseinandersetzung mit einer Welt, die für viele neu ist.

 

SET: Erfahrene führen den Intentionsdialog mit sich selbst: In der Sprache (mit sich selbst redend) oder im Geist mit den Gedanken (mit sich selbst denkend). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich durch die regelmäßige Praxis, der Intentionsdialog in mein Selbstverständnis integriert hat: Mein Geist und dessen Gedanken, sowie meine Sprache bilden sich entsprechend der Intentionsdialog-Logik aus. Das hat dann unmittelbare Auswirkungen auf meine Beziehung zu mir selbst (Körper und Geist) und das (sprachliche) Miteinander.

 

SETTING: Den Intentionsdialog vermittle ich in Einzeleinheiten oder abgestimmt mit anderen Meditationsformen in Seminaren. Ich habe ihn sehr gerne, um mit Meditierenden die ersten Schritte mit meiner Arbeit zu gehen - sie werden nicht gleich ins (ganz) kalte Wasser gestoßen. Auch in unklaren Situationen setze ich den Intentionsdialog gerne ein, um Klarheit und Orientierung zu schaffen.

 

Der Intentionsdialog wird in der Regel zu zweit geführt: Meine Intentionsdialoge starten, indem der/die Meditierende gegenüber von mir auf einem Sitzpolster in Meditationshaltung sitzt. Andere Menschen (sofern anwesend) hören zu und erleben den Prozess auf ihre Weise mit. Für viele ist das Miterleben eines Intentionsdialogs genauso wertvoll, wie einen Intentionsdialog selbst zu erleben.

 

Wie funktioniert ein Intentionsdialog?

 

Beim Intentionsdialog stelle ich meinem Gegenüber Fragen, worauf dieser mit dem eigenen Körper in Beziehung tritt (der Fokus ist auf den Körper gerichtet) und mehr intuitiv als rational auf die gestellten Fragen antwortet. Dabei durchlaufe ich immer wieder die folgenden 5 Frage-Ebenen:

 

 

1) Wie geht es dir?

 

Mein Gegenüber findet für sich (selbstständig) heraus, was ihn/sie gerade bewegt, mit welchen Problemen er/sie konfrontiert ist und kann für sich vielleicht schon Bedürfnisse sprachlich ausdrücken, die in Zusammenhang mit der Frage stehen.

 

Die Frage führt dazu, dass mein Gegenüber mit sich selbst - dem eigenen Körper, den eigenen Emotionen und Bedürfnissen präsent wird und sie sprachlich ausdrückt.

 

 

2) Was möchtest du?

 

Diese Frage führt dazu, dass der Fokus meines Gegenübers

  • ausgehend von dem was ist,
  • präsent wird, mit Antwortmöglichkeiten der Frage, was der/die Meditierende eigentlich möchte.

Mein Gegenüber findet intuitiv heraus, welche Bedürfnisse gegenwärtig präsent sind und richtet den Fokus auf die möglichen Antworten. Ich habe dabei gemeinsam mit meinem Gegenüber das Ziel eine oder mehrere Antworten in Form einer Intention zu formulieren.

 

Nachdem mein Gegenüber die Intention formuliert hat, schickt er/sie die Intention im Gedanken symbolisch an das „Universum“ ab. Dabei erhält der Meditationsprozess seine „Richtung“. Desto liebevoller, stärker und klarer die Intention (gedanklich oder sprachlich) Formuliert wird, desto wirkungsvoller wird der folgende Prozess.

 

 

3) Was wird präsent?

 

Mit dieser Frage wandert der Fokus meines Gegenübers (wieder) auf seinen/ihren Körper. Dadurch können zwei „Erfahrungsbereiche“ präsent werden:

  • Ein Gefühl, das sich gut anfühlt - liebevoll ist - und der Ausdruck von Hoffnung, Zuversicht und Freude ist. Auch können Ideen, Gedanken und Bilder, die im Zusammenhang mit der formulierten Intention stehen präsent werden: Lösungen, Erkenntnisse oder weitere Bedürfnisse werden sichtbar. Ideen und Gedanken werden in Freude, Liebe etc. erlebt.

    Sofern weitere Bedürfnisse, Ideen oder Träume präsent werden, können diese als Intention formuliert werden (wie in Frage 2) - der Meditationsprozess wird anschließend mit Frage 3 fortgesetzt.

  • Emotionen, Gedanken, Bilder, Gefühle, Körperempfindungen, die Ausdruck dessen sind, wo sich mein Gegenüber - im Zusammenhang mit der formulierten Intention - selbst im Weg steht. Mein Gegenüber ist mit der eigenen Vergangenheit (Vorstellungen, Glaubenssätze, Prägungen, Traumata etc.) konfrontiert.

 

4) Hast du Erlaubnis dafür?

 

Diese Frage kann mein Gegenüber mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Sofern mein Gegenüber mit einem klaren „Ja“ antwortet, konnte das Präsent-Gewordene angenommen werden - und den Erfahrungen in der Meditation ein Daseinsraum eröffnet werden. Mein Gegenüber setzt sich konstruktiv mit sich selbst auseinander.

 

Der Intentionsdialog setzt sich dann mit Frage 3 fort, woraufhin mein Gegenüber wieder den Fokus auf den Körper richtet und mir von dem dabei Präsent-Werdeneden erzählt. Dann stelle ich ihm/ihr wieder Frage 4.

 

Das Annehmen des durch Frage 3 ausgelösten führt dazu, dass mein Gegenüber

  • die der Intention widersprechenden Vorstellungen, Glaubenssätze, Prägungen und Traumata auflöst,
  • für die eigenen Bedürfnisse, Ziele, Intentionen und Träume einen Platz hat
  • und sich dabei ein Bewusstsein erarbeitet, die die in Frage 2 formulierte Intention „in die Welt bringen“ bzw. manifestieren kann.

 

5) Möchtest du dir jetzt die Erlaubnis dafür geben?

 

Sofern mein Gegenüber Frage 4 mit „Nein“ beantwortet hat, konnte das Präsent-Gewordene nicht angenommen werden. Dann stelle ich diese Frage. Sie ermöglicht,  dass mein Gegenüber sich dazu entschließt, etwas anzunehmen, was er/sie gerade nicht annimmt.

 

Sofern mein Gegenüber diese Frage mit „Ja“ beantwortet, wurde das in Frage 3 Präsent-Gewordene angenommen. Der Intentionsdialog setzt sich dann mit Frage 3 fort, woraufhin mein Gegenüber wieder den Fokus auf den Körper richtet und mir von dem Präsent-Gewordenen erzählt. Dann setzt sich der Intentionsdialog wieder mit Frage 4 fort.

 

Anmerkungen

 

Den Intentionsdialog beende ich gerne dann, wenn sich der Meditationsprozess für mich und mein Gegenüber abgeschlossen und „rund“ anfühlt. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es gelingt,

 

  • mit der Gegenwart präsent zu sein (Frage 1)
  • für die eigenen Bedürfnisse einen Daseinsraum zu öffnen und entsprechend dieser eine Intention zu formulieren (Frage 2)
  • mit dem in der Meditation Ausgelösten präsent zu sein bzw. das Ausgelöste anzunehmen (Fragen 3 bis 5).

Auch habe ich große Achtung vor Menschen, die meditieren. Als ich mit dem Meditieren begann, konnte ich meinen Körper nur schwer wahrnehmen und fühlen. Für mich waren die Meditationsmethoden undurchsichtig - u.a. auch der Intentionsdialog. Frage 3 konnte ich deswegen nur schwer beantworten. Oft fühlte ich nichts, obwohl da etwas war. Ich musste mich Schrittweise auf etwas einlassen, was für mich unbekannt war. Die im Prozess präsent werdenden Gedanken und Bilder konnten dabei (in Form von emotionalen Projektionen) ihr übriges tun und die gemeinsame Arbeit mit meinem gegenübersitzenden Lehrer bzw. meiner gegenübersitzenden Lehrerin diskreditieren, was Scham in mir auslöste. Vertrauen entwickelte ich nach und nach durch die Offenheit meines Lehrers bzw. meiner Lehrerin [1]. Er bzw. sie gab mir das Gefühl, dass ich - dass ALLES - da sein darf. Dabei öffnete ich mich. Diesen „Vorgang“ lernte ich als „bedingungslose Liebe“ zu bezeichnen.

 

Ursprünge der Meditationsmethode: Der Intentionsdialog hat seinen Ursprung im „Focusing“ - eine Technik der Selbsthilfe bei der Lösung persönlicher Probleme - und wurde von dem Psychotherapeuten Eugene T. Gendlin entwickelt und u.a. von mir weiterentwickelt.


Fußzeile

 

[1] Der/die Gegenübersitzende übernimmt die Verantwortung mit dem Meditierenden präsent zu bleiben: Gegenübersitzende und Meditierende erleben gemeinsam die Intention - und das von der Intention Ausgelöste - bis sich der Intentionsdialog rund anfühlt.

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