Meine spirituelle Lehrerin hat mir einmal eine Geschichte erzählt. Sie hat den folgenden Inhalt: Es soll einst Völker gegeben haben, wo deren
Krieger*Innen - nachdem sie aus dem Krieg heimgekommen waren - zuerst in Zeltstädten außerhalb ihres Dorfes zusammenkommen mussten.
In den Zeltstädten begegneten die Krieger*Innen den Dakinis und Dakas - Frauen und Männer, die mit ihrer bewussten Körperarbeit
und Sexualität den Krieger*Innen halfen, die im Krieg erlittenen Traumata zu heilen [1]. All das Schreckliche - der Schrecken des Krieges - sollte mit den Heiler*Innen aufgearbeitet werden.
Für diese Völker war klar, dass erst nach der Aufarbeitung des aus der Vergangenheit Erlebten wieder Platz ist - für das Leben. In der Familie
und der Gemeinschaft. Im Jetzt.
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In der bewussten Körperarbeit und der Sexualität der Dakinis und Dakas begegneten die Krieger*Innen ihren Ängsten, ihrer Wut, ihrer
Trauer und auch ihrem Hass. Sie waren durch die Gewalt im Krieg ein Teil der Psyche und ein Teil des Körpers der Krieger*Innen geworden.
Die lebendige Vergangenheit der
Kriege.
Durch das in der Vergangenheit,
im Krieg
Erlebte
verstanden sich die Krieger*Innen über ihre
Ängste,
Wut,
Traurigkeit
und Hass.
Nahmen sich selbst
und ihre Umwelt
dementsprechend wahr.
Mit diesem durch die Traumata missverstandenem Selbst- und Weltverstehen wurden die Krieger*Innen in der
Begegnung mit den Körpern der Dakinis und Dakas konfrontiert. In den Zeltstädten. Umgeben von Licht und Wärme. Auf Teppichen und Pölstern. Durch Sex. Begegneten die
Krieger*Innen - wieder - ihrem eigenen Körper. Und lernten all das bewusst zu fühlen - wahrzunehmen -, was sich in den Traumata
verbarg.
Daseinsraum.
Emotionen,
Körperempfindungen,
Bildern,
Gedanken
und Gefühlen
wurden ein Daseinsraum geöffnet.
Sie wurden angenommen!
Heilung
fand statt.
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In der Begegnung mit den Körpern der Dakinis und Dakas lernten die Krieger*Innen - mit ihrer Psyche - sich selbst zu fühlen und
sich fernab von Angst, Wut, Trauer und Hass wahrzunehmen. Ihrer Freude einen Platz zu geben. Sie wurden erinnert: Dort wo Emotionen,
Körperempfindungen, Bilder, Gedanken und Gefühle wahrgenommen und angenommen werden, löst sich die zerstörerische Wirkung der Traumata auf.
Das was zurückbleibt
sind Erfahrungen,
die mit Interesse
und einer gewissen Leichtigkeit
jederzeit
wiedererinnert werden können.
Erlösung fand statt.
Die Krieger*Innen, die dann ohne Traumata in ihr Dorf zurückkehrten, brachten so auch nicht die Schrecken
des Krieges mit sich - sondern vielmehr sich selbst. Ein friedvolles Selbstverstehen im Jetzt. Und Erinnerungen von
Erfahrungen aus dem Krieg. Aus der Vergangenheit.
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Diese Geschichte meiner spirituellen Lehrerin behielt ich in Erinnerung. In
all den Begegnungen mit Frauen. Die ich liebte. Wo ich wirklich begegnete. Und merkte, dass
ich etwas schenkte: Ein Raum für all das Erlebte. Ängste, Wut, Traurigkeit, Freude. Ablehnung - Hass. Und ich Ja sagte. Sex hatte. Da
war und berührte, schmeckte, roch, sah.
Und dabei etwas sichtbar wurde: Die Schönheit des Menschen. Sie und ich. Ihre Schönheit und meine Schönheit. Ihre Seele und meine Seele. Ihre
Unendlichkeit und meine Unendlichkeit. Berührt, geschmeckt, gerochen und gesehen. Geliebt in den Zeltstädten. Umgeben von Licht und Wärme. Auf
Teppichen und Pölstern. Durch Sex. Begegneten die Krieger*Innen - wieder - ihrem eigenen Körper. Und lernten all das bewusst zu fühlen - wahrzunehmen -, was sich in den Traumata
verbarg. Ich erlebte mich als Daka. Und der gefühlte Inhalt der Geschichte meiner spirituellen Lehrerin wurde lebendig.
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