Klara (16) über Erwachsene

Die fühlbare Welt der Kinder & Jugendlichen

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Klara (16) über Erwachsene

"Die Träume der Erwachsenen sind erstickt. Ihre Träume werden nicht weniger, sondern mehr, aber das Feuer ist erloschen, sie verwirklichen sie nicht oder nicht mehr. Ihre Sprache macht mir Angst, denn sie sprechen zu oft mit dem Kopf, anstatt mit dem Herzen. Und wenn sie ihren Gefühlen dann einmal Luft machen, finden sie oft nicht den richtigen Ton.

 

Und wir Jugendlichen, wir ahmen das nach und sind wütend, dass wir nichts ändern können auf diesem Planeten, der immer mehr verkommt. Viele Erwachsene, die ich sehe, wirken auf mich wie müde gewordene Jugendliche, so ohne Lebensenergie. Ich sollte nicht verallgemeinern, ich kenne auch welche, die nicht so sind. Aber für die meisten wünsche ich mir, dass sie glücklicher wären und nicht soviel Traurigkeit und Enttäuschung in sich hätten. Ich wünsche mir, dass sie mehr geliebt würden, dass sie glücklicher wären, dass sie nicht immer nur untereinander reden würden - über ihre Vorstellungen von Erziehung, ihre Vorurteile, ihre Arbeit, über Kultur, über alles und nichts, einfach nur um zu quatschen.

 

Ich wünsche mir so sehr, dass sie nicht immer so streng wären, wenn sie uns etwa sagen oder auftragen; dass sie uns helfen, etwas aus der Zukunft zu machen, dass sie nicht bloß dauernd sagen: >Der Jugend gehört die Zukunft< und sich so verhalten, als hätten sie selbst nichts damit zu tun. Ich wünsche mir mehr gegenseitigen Respekt, mehr Liebe - denn >die Zukunft gestalten<, das heißt doch, dass wir in unseren Beziehungen damit anfangen müssen.

 

Das ist, wie bei dem kleinen Prinzen, der den Fuchs zähmt. Man braucht Zeit, wenn man miteinander sprechen will, und die Erwachsenen haben kaum Zeit. Manchmal habe ich ein bisschen Angst vor den Erwachsenen, sie erinnern mich an den alltäglichen materiellen Kram. Ich bin ihnen gegenüber vorsichtig, weil ich ihr Urteil fürchte.

 

Ich träume von einfachen Gesprächen ohne Groll und Böswilligkeit, von Gesprächen voller Humor und Zärtlichkeit, wo einer dem anderen zuhört, wo es keine Sperren gibt..."


 

 

* Dieser Text stammt aus einer Interviewreihe, die mit Kindern & Jugendlichen geführt wurde. Die Namen wurden verändert. Und auch der weitere Kontext soll hier nicht erläutert werden. Das macht aber nichts. Denn so oft wissen wir nicht alles über unsere Kinder & Jugendlichen. Jedoch ist es wichtig, ihnen wirklich zu begegnen und mit ihnen in einer nachhaltigen Beziehung zu sein. Das gelingt vor allem dann, wenn wir fühlen - also uns selbst fühlend begegnen. Dann haben wir auch einen Platz für die fühlbare Welt unserer Kinder & Jugendlichen.

 

 

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